Märchen ohne Ende - Rezi Neuss 2011
Verfasst: 06.04.2011, 07:26
Märchen ohne Ende
„…und sie lebten fortan glücklich und zufrieden und feierten mit ihren Freunden - und wenn sie nicht gestorben sind, so rocken sie noch heute!“ Gut erkannt: wir befinden uns in der Welt der Märchen - genauer gesagt: der Rockmärchen. Und in diesem Universum der Phantasie ist bekanntlich alles möglich, selbst das Unfassbare. Und so erscheint uns in der grauen Realität etwas, das Farbe ins Leben zaubert, eben oft auch wie ein Märchen. Keine deutsche Rockband wird wohl mehr mit märchenhaften Welten assoziiert wie „Grobschnitt“ - und, im Rückblick auf die vergangenen vier Jahre, ist für die Anhänger der Kultgruppe soviel unfassbares passiert, dass man aus dem Märchen leicht ein mehrbändiges Fantasy-Epos hätte stricken können.
Die Show in Neuss beendete nun die beiden Konzertreihen „Next Party“ und „Rockpommel’s Land - die Jubiläumstour“.
Die bange Frage für alle Märchenerzähler der Zukunft lautete jetzt: würde man das zauberhafte Wirken dieser Ausnahmecombo nun nur noch mit „Es war einmal…“ einleiten können?
Als sich am 02.04.2011 rund 1600 musikhungrige Fans in der Stadthalle Neuss versammelten, war diese Spannung deutlich spürbar und so mancher fieberte ausnahmsweise wohl mehr den Ansagen von Frontmann Willi Wildschwein entgegen als dem Musikmärchen „Rockpommel’s Land“ oder dem opulenten Monumentalepos „Solar Music“ - denn diesr Auftritt der Hagener Kultband hätte das Ende einer Ära sein können.
Zur Erinnerung: nach 18 Jahren in der Versenkung waren „Grobschnitt“ in der Besetzung Willi Wildschwein (voc, git), Milla Kapolke (b, voc), Manu Kapolke (git, keys, voc), Stefan Nuki Danielak (git, voc) Toni Moff Mollo (lightshow, voc), Tatti Tattva (keys), Demian Hache (drums, perc) und Admiral Top Sahne (dr) im Jahre 2007 angetreten, um die legendären Songs und Epen aus alten Zeiten endlich wieder auf die Bühnenbretter zu bringen. Der Erfolg übertraf alle Erwartungen der Musiker - in 36 Shows sahen rund 51000 Zuschauer die Groben der Neuzeit.
Seit 2009 machten die Krautrocker dann noch einen Schritt, der für viele Fans die Erfüllung eines langjährigen Traumes bedeutete: Das Konzeptwerk „Rockpommel’s Land“ wurde seit 1978 erstmals wieder in voller Länge dargeboten und erlebte 16 aufführungen.
Der Abgesang auf dieses Erfolgsprogramm sollte nun eben in Neuss steigen - für die Zeit danach kündigte die Gruppe eine kreative Pause an - mit der Option, evtl. auch ganz ins Rockrentnerdasein zu entschwinden.
Entsprechende Andeutungen mancher Musiker sorgten bei vielen Verehrern der Band für Megaknödel in den Hälsen - aber als Willi Wildschwein nun ankündigte, dass es in jedem Falle weitergehen werde, war die ERleichterung im Publikum allgegenwärtig - könnte man hören, wie Steine von Herzen fallen, man hätte Warnschilder wegen heftigsten Steinschlags in der Halle anbringen müssen.
Nach diesen eröffnenden und erlösenden Worten war klar: der Abend konnte nur noch magisch werden.
Und das war er dann auch. „Rockpommel’s Land“ erstrahlte in voller Pracht und nie gehörter Virtuosität - jedes Bandmitglied gab einfach alles - sowohl spieltechnisch als auch emotional. Wie man solch ein hochkomplexes Werk mit diffizilen Melodien und ausgefeiltester Rhythmik mit solcher Spielfreude und (scheinbar?) locker von der Bühne herüberbringt, wird wohl ein ewiges Rätsel im Märchenbuch der Rockgeschichte bleiben. In jedem Falle zeigt es, dass diese Band weit mehr ist als nur ein Musikerkollektiv - hier geht es um die Vermittlung von purer Freude und Lebenslust - und das strahlen die Musiker auch zu jeder Minute selbst aus.
Auch die Fans hatten ihre Hausaufgaben gemacht und Überraschungen für die Band vorbereitet.
Als z.B. in „Rockpommel’s Land“ der Held des Märchens, Klein Ernie, wie gewohnt mit rotem Mützchen auf dem Kopf, die Bühne betrat, glaubten die Musiker ihren Augen nicht zu trauen: rund 200 Fans im Publikum zogen urplötzlich auch rote Mützen auf.
Dass diesr Abend ein ganz besonderes emotionales Erlebnis, nicht nur für die Fans, sondern auch für die Band war, zeigte sich daran, dass gerade „Rockpommel’s Land“ mit einem Übermaß an Feeling, Druck und Power dargeboten wurde, dass einem schon fast schwummrig werden konnte beim Zuhören.
Auch der Partyteil des Konzerts, wie gewohnt in der zweiten Hälfte des Abends, zeigte mit wuchtiger Urkraft: „Grobschnitt lebt!“ -Und wie! Und das hoffentlich noch sehr, sehr lange! Nach der letzten Zugabe sangen die begeisterten Fans ihren Helden noch ein Ständchen: eine von Harry Rockmagix, erklärtem Songpoeten des Fanforums, eigens umgedichtete Version des Reinhard-Mey-Gassenhauers „Gute Nacht, Freunde!“ - „Gute Nacht, Freunde! Es wird Zeit für uns, zu geh’n! Was wir Euch noch sagen wollten, ist, dass wir nicht glauben wollen, dass wir Euch nie wiederseh’n!“ - Rührung allenthalben und so manches Tränchen wurde sowohl vor als auch auf der Bühne verdrückt.
Dank der schon erwähnten beruhigenden Worte von Willi Wildschwein zu Anfang des Konzerts, wissen wir ja, dass das Märchen noch nicht zu Ende ist - aber wie geht es weiter?
- im nächsten Jahr wird es erst einmal eine kleine Konzertreihe im Hagener Stadttheater geben: „Rockpommel’s Land“ mit großem Orchester - und wieder wird für viele Freunde grobschnittiger Klänge ein Wunschtraum war. Was danach passieren wird, ist noch völlig offen!
Die Wartezeit von über 12 Monaten wird zwar allen Beteiligten bestimmt lange vorkommen - doch dazwischen gibt es für alle, denen nicht nur die Musik, sondern auch die ganz besondere Fangemeinschaft von „Grobschnitt“ wichtig geworden ist, diverse Treffen, wo man gemeinschaftlich der geliebten Musik frönt und in Erwartung der folgenden Konzerte abfeiert. Grund genug gibt es ja nun!
Und so kann sich der Märchenerzähler erst mal auch die berühmten Schlussfloskeln sparen - oder? Halt - eine fällt ihm da doch noch ein: „…und sie lebten glücklich und zufrieden für alle Zeiten.“
Go for Love - Günni
„…und sie lebten fortan glücklich und zufrieden und feierten mit ihren Freunden - und wenn sie nicht gestorben sind, so rocken sie noch heute!“ Gut erkannt: wir befinden uns in der Welt der Märchen - genauer gesagt: der Rockmärchen. Und in diesem Universum der Phantasie ist bekanntlich alles möglich, selbst das Unfassbare. Und so erscheint uns in der grauen Realität etwas, das Farbe ins Leben zaubert, eben oft auch wie ein Märchen. Keine deutsche Rockband wird wohl mehr mit märchenhaften Welten assoziiert wie „Grobschnitt“ - und, im Rückblick auf die vergangenen vier Jahre, ist für die Anhänger der Kultgruppe soviel unfassbares passiert, dass man aus dem Märchen leicht ein mehrbändiges Fantasy-Epos hätte stricken können.
Die Show in Neuss beendete nun die beiden Konzertreihen „Next Party“ und „Rockpommel’s Land - die Jubiläumstour“.
Die bange Frage für alle Märchenerzähler der Zukunft lautete jetzt: würde man das zauberhafte Wirken dieser Ausnahmecombo nun nur noch mit „Es war einmal…“ einleiten können?
Als sich am 02.04.2011 rund 1600 musikhungrige Fans in der Stadthalle Neuss versammelten, war diese Spannung deutlich spürbar und so mancher fieberte ausnahmsweise wohl mehr den Ansagen von Frontmann Willi Wildschwein entgegen als dem Musikmärchen „Rockpommel’s Land“ oder dem opulenten Monumentalepos „Solar Music“ - denn diesr Auftritt der Hagener Kultband hätte das Ende einer Ära sein können.
Zur Erinnerung: nach 18 Jahren in der Versenkung waren „Grobschnitt“ in der Besetzung Willi Wildschwein (voc, git), Milla Kapolke (b, voc), Manu Kapolke (git, keys, voc), Stefan Nuki Danielak (git, voc) Toni Moff Mollo (lightshow, voc), Tatti Tattva (keys), Demian Hache (drums, perc) und Admiral Top Sahne (dr) im Jahre 2007 angetreten, um die legendären Songs und Epen aus alten Zeiten endlich wieder auf die Bühnenbretter zu bringen. Der Erfolg übertraf alle Erwartungen der Musiker - in 36 Shows sahen rund 51000 Zuschauer die Groben der Neuzeit.
Seit 2009 machten die Krautrocker dann noch einen Schritt, der für viele Fans die Erfüllung eines langjährigen Traumes bedeutete: Das Konzeptwerk „Rockpommel’s Land“ wurde seit 1978 erstmals wieder in voller Länge dargeboten und erlebte 16 aufführungen.
Der Abgesang auf dieses Erfolgsprogramm sollte nun eben in Neuss steigen - für die Zeit danach kündigte die Gruppe eine kreative Pause an - mit der Option, evtl. auch ganz ins Rockrentnerdasein zu entschwinden.
Entsprechende Andeutungen mancher Musiker sorgten bei vielen Verehrern der Band für Megaknödel in den Hälsen - aber als Willi Wildschwein nun ankündigte, dass es in jedem Falle weitergehen werde, war die ERleichterung im Publikum allgegenwärtig - könnte man hören, wie Steine von Herzen fallen, man hätte Warnschilder wegen heftigsten Steinschlags in der Halle anbringen müssen.
Nach diesen eröffnenden und erlösenden Worten war klar: der Abend konnte nur noch magisch werden.
Und das war er dann auch. „Rockpommel’s Land“ erstrahlte in voller Pracht und nie gehörter Virtuosität - jedes Bandmitglied gab einfach alles - sowohl spieltechnisch als auch emotional. Wie man solch ein hochkomplexes Werk mit diffizilen Melodien und ausgefeiltester Rhythmik mit solcher Spielfreude und (scheinbar?) locker von der Bühne herüberbringt, wird wohl ein ewiges Rätsel im Märchenbuch der Rockgeschichte bleiben. In jedem Falle zeigt es, dass diese Band weit mehr ist als nur ein Musikerkollektiv - hier geht es um die Vermittlung von purer Freude und Lebenslust - und das strahlen die Musiker auch zu jeder Minute selbst aus.
Auch die Fans hatten ihre Hausaufgaben gemacht und Überraschungen für die Band vorbereitet.
Als z.B. in „Rockpommel’s Land“ der Held des Märchens, Klein Ernie, wie gewohnt mit rotem Mützchen auf dem Kopf, die Bühne betrat, glaubten die Musiker ihren Augen nicht zu trauen: rund 200 Fans im Publikum zogen urplötzlich auch rote Mützen auf.
Dass diesr Abend ein ganz besonderes emotionales Erlebnis, nicht nur für die Fans, sondern auch für die Band war, zeigte sich daran, dass gerade „Rockpommel’s Land“ mit einem Übermaß an Feeling, Druck und Power dargeboten wurde, dass einem schon fast schwummrig werden konnte beim Zuhören.
Auch der Partyteil des Konzerts, wie gewohnt in der zweiten Hälfte des Abends, zeigte mit wuchtiger Urkraft: „Grobschnitt lebt!“ -Und wie! Und das hoffentlich noch sehr, sehr lange! Nach der letzten Zugabe sangen die begeisterten Fans ihren Helden noch ein Ständchen: eine von Harry Rockmagix, erklärtem Songpoeten des Fanforums, eigens umgedichtete Version des Reinhard-Mey-Gassenhauers „Gute Nacht, Freunde!“ - „Gute Nacht, Freunde! Es wird Zeit für uns, zu geh’n! Was wir Euch noch sagen wollten, ist, dass wir nicht glauben wollen, dass wir Euch nie wiederseh’n!“ - Rührung allenthalben und so manches Tränchen wurde sowohl vor als auch auf der Bühne verdrückt.
Dank der schon erwähnten beruhigenden Worte von Willi Wildschwein zu Anfang des Konzerts, wissen wir ja, dass das Märchen noch nicht zu Ende ist - aber wie geht es weiter?
- im nächsten Jahr wird es erst einmal eine kleine Konzertreihe im Hagener Stadttheater geben: „Rockpommel’s Land“ mit großem Orchester - und wieder wird für viele Freunde grobschnittiger Klänge ein Wunschtraum war. Was danach passieren wird, ist noch völlig offen!
Die Wartezeit von über 12 Monaten wird zwar allen Beteiligten bestimmt lange vorkommen - doch dazwischen gibt es für alle, denen nicht nur die Musik, sondern auch die ganz besondere Fangemeinschaft von „Grobschnitt“ wichtig geworden ist, diverse Treffen, wo man gemeinschaftlich der geliebten Musik frönt und in Erwartung der folgenden Konzerte abfeiert. Grund genug gibt es ja nun!
Und so kann sich der Märchenerzähler erst mal auch die berühmten Schlussfloskeln sparen - oder? Halt - eine fällt ihm da doch noch ein: „…und sie lebten glücklich und zufrieden für alle Zeiten.“
Go for Love - Günni