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Aus der Siegener Zeitung:
75 Minuten „Solar Music“
Grobschnitt-Fans in Betzdorf
Betzdorf. Zum 17. Mal gaben sich Fans der legendären Band ein Stelldichein in der Stadthalle. Grobschnitt-Urgestein Milla Kapolke trat mit der Coverband Nebelreise auf.
rai - Das war mehr als nur eine nette Geste, als Milla Kapolke am Samstagabend die Treppe der Bühne in der Stadthalle Betzdorf nahm, mit der Grobschnitt-Coverband Nebelreise im Rampenlicht stand und bei „Solar Music“ eine Passage ins Mikro sang: Die Begeisterung der Fans vor der Rampe war riesig, und für Nebelreise dürfte es eine besondere Ehre gewesen sein, mit der Hagener Grobschnitte zu spielen. Diese Szene war ein Höhepunkt beim 17. Grobschnitt-Fantreffen in Betzdorfs guter Stube, als die Gemeinde der eingefleischten Fans in alten Erinnerungen schwelgte und den Mythos der für ihre spektakulären Liveauftritte bekannt und legendär gewordenen Hagener Gruppe Grobschnitt hochhielten. Im Übrigen ist die Betzdorfer Bühne Milla Kapolke vertraut: Vor 30 Jahren, am 18. April 1985, stand Kapolke, der von 1979 bis zur Auflösung 1989 den Tieftöner bediente, erstmals in der Sieg-Heller-Stadt auf der Bühne. Mit der Reunion von Grobschnitt, dem Väter-Söhne-Projekt, folgten zwei weitere Gigs 2008 und 2011 (die SZ berichtete). Anlässlich des 30. Jahrestages des ersten Grobschnitt-Konzerts in Betzdorf hatte man das schon zu einem schönen Brauch gewordene Fantreffen an den passenden Ort gelegt. Und hier hatten sich diesmal rund 150 Hardcore-Fans versammelt, um das auszuleben, was Grobschnitt ausmacht und was sie alle vereint.
Neue CD auf dem Markt mit alten Aufnahmen
Gesprächsstoff dürfte die gerade erst seit zwei Wochen auf dem Markt befindliche CD-Box geboten haben. Hierfür hatte der frühere Schlagzeuger Eroc, ein renommierter Tontechniker, sich die Originalmasterbänder vorgenommen, berichtete Markus Grigat (Betzdorf), der mit Uwe Zacharias (Netphen) das Fantreffen federführend organisiert hatte. Alle 14 Vinyl-Scheiben der Hagener Combo sind in der Box in guter Qualität vereint, dazu bislang unveröffentlichtes Archiv- sowie Bonusmaterial, und es sei ein „unheimliches Booklet“ mit Hintergrund-Infos und Fotografien entstanden, schwärmte Grigat, der weiß, dass die Box für einen eingefleischten Fan „unverzichtbar“ ist.
Fans kamen aus der ganzen Republik
Zum Fantreffen waren wieder Leute vom Norden bis in den Süden der Republik angereist, auch Niederländer hatten sich angekündigt. Im Mittelpunkt stand die Musik von Grobschnitt, die mit der Formation Nebelreise zu hören war und den Nerv der Fans vor der Bühne traf. Es war eine Inszenierung in bester Grobschnitt-Manier: Lichteffekte, Maskenmänner, die mit Schleifhexen die Funken aus dem Metallblock stieben ließen, und erstmals kamen öffentlich die von der Band selbstgebauten Lichtschwerter eindrucksvoll zum Einsatz.
Nebelreise war eine würdige Tribute-Band
Und es war eben auch wieder der Sound, der Grobschnitt zu dem gemacht hat, was sich in den Köpfen der Fans festgesetzt hat. Nebelreise, ursprünglich aus der Forumsband hervorgegangen, verstand es, die Mucke über die Rampe zu bringen. Eine schöne Einlage gab es beispielsweise bei dem Stück „Sahara“, als sich drei Bauchtänzerinnen des Vereins für orientalischen Tanz Betzdorf bezaubernd thematisch einbrachten.
„Solar Music“ auf 75 Minuten ausgebaut
Und natürlich war auch das epische Lied „Solar Music“ zu hören, das schon Grobschnitt auf Längen um eine Stunde brachte. Nebelreise, bei denen Markus Grigat den Bass zupft, legte nun noch einen drauf: Satte 75 Minuten spielte und improvisierte die Band und gab dabei Zusammenschnitte aus unterschiedlichen „Solarmusic“-Versionen zum Besten. Viel Applaus bekam auch Gitarrist Kevin Hollmann (Plettenberg), der bei seinen vielen Improvisationen einmal mehr zeigte, was aus sechs Saiten herauszuholen ist. Und eine Passage aus den 1980er-Jahren hatte einst Milla Kapolke gesungen – und das tat er auch am Samstagabend, um danach wieder mit den Fans vereint vor der Bühne den Zugaben von Nebelreise zu lauschen.